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Leo Mausbach: Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), kritisierte kürzlich bei seinem Besuch in Deutschland den deutschen Atomausstieg: „Jeder Weg zur Erreichung der im Pariser Abkommen festgelegten 2-Grad-Schwelle ist ohne Atomkraft nahezu unmöglich, wenn nicht unmöglich“. Würden Sie die Aussage unterschreiben?
Anna Veronika Wendland: Natürlich ist Rafael Grossi hier als Atomlobbyist unterwegs. Als Technikhistorikerin würde ich sagen, dass diese Aussage unter zwei Voraussetzungen richtig ist: Wenn wir von Industriestaaten sprechen und wenn wir eine begrenzte Flächenverfügbarkeit annehmen.
Es gibt einige Länder, häufig auch Entwicklungs- und Schwellenländer, die einen großen Teil ihres Strombedarfes auch heute schon aus Wasserkraft decken und ohne Zweifel mit Ergänzung von Windkraft und Photovoltaik auf eine sehr hohe Erneuerbaren-Quote kommen. Große Industriegesellschaften, gerade die im sonnenarmen Norden, lassen sich hingegen nicht allein von wetterabhängigen Erneuerbaren Energieträgern versorgen. Sie bräuchten dann eine große Stromspeicher-Infrastruktur, die z.B. in Deutschland noch nicht im Entferntesten vorhanden ist. Insbesondere, wenn wir im Zuge der Dekarbonisierung auf Sektorkopplung setzen, also die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität ohne fossile Energieträger versorgen wollen. Dadurch entstehen immense Mehrbedarfe an Energie. Man schätzt, dass der Strombedarf durch den Umstieg auf Wärmepumpen und Elektromobilität um ein Mehrfaches des heutigen Verbrauches steigen wird. Darum geht es dem IAEA-Chef.
Darüber hinaus muss man bedenken, dass die Erneuerbaren zwar CO2-frei, aber flächen- und materialmäßig extensiv sind. Der Ausbau der Erneuerbaren ist eine riesige Materialschlacht. Länder wie die Niederlande, in denen gerade die Diskussion um die Kernkraft zurückkehrt, haben schlicht zu wenig Platz, um in ausreichendem Maße Wind- und Solaranlagen zu bauen.
In vielen Bereichen ist die Nutzung von Erneuerbaren sehr intelligent, vor allem bei Offshore-Windkraft, Solarthermie oder Geothermie. Gerade für den Bereich des Wohnens sehe ich da gute Entwicklungen. Es ist aber eine Illusion zu glauben, moderne Industriegesellschaften ließen sich ausschließlich über Erneuerbare versorgen. Deutschland ist dieser Illusion erlegen.
Der künftige US-Präsident Joe Biden hat große Euphorie mit der Ankündigung ausgelöst, dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten zu wollen, welches die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius beschränken soll. Zur Erreichung des 2-Grad-Ziels setzt Biden unter anderem auf Kernenergie. Auch das Greta-Land Schweden und selbst das Fukushima-geprüfte Japan halten an der Atomkraft fest. Weshalb ist in Deutschland die Ablehnung der Atomkraft so ausgeprägt?
Das hat etwas zu tun mit dem großen gesellschaftlichen Einfluss des in Deutschland dominierenden Strangs der grünen Bewegung, den Traditionsgrünen. Dieses aus der Öko- und Anti-Atombewegung erwachsene Projekt ist den meisten Fragen linksliberal, aber in Hinblick auf den technischen Fortschritt sehr konservativ. Es steht der Moderne, verstanden als Beschleunigung der Lebensverhältnisse und der Mensch-Maschine-Beziehungen, kritisch gegenüber. Aufgrund seiner Energiedichte, seines radioaktiven Inventars und seiner Effizienz ist das Atomkraftwerk Technikskeptikern unheimlich.
Im Technikland Deutschland gibt es paradoxerweise eine sehr starke Tradition der Technikskepsis, erwachsen aus einer Idealisierung der Natur und alles Natürlichen. In der deutschen Ökobewegung haben sich technikskeptische Teile des protestantischen Bürgertums mit der neuen Linken aus der Post-68er-Zeit zusammengefunden, deren Vertreter aber selbst fast ausschließlich aus dem Bürgertum stammten. Der puritanische Verzichtsgedanke spielt eine Rolle, aber es gibt auch im deutschen Katholizismus einen starken antinuklearen Strang, der die Kernspaltung als unethischen Eingriff in die Ganzheitlichkeit der Schöpfung betrachtet. Dadurch ist die Technikskepsis in Deutschland so anschlussfähig an weite Teile des politischen Spektrums, von links bis konservativ. Und dann gibt es natürlich auch die Systemgegner. Diese Leute sind überhaupt nicht interessiert daran, den Klimawandel mit energiedichter nuklearer Stromerzeugung zu bekämpfen, denn, so meinen sie, das verewige ja nur den Wachstums-Kapitalismus mit immer neuem „tech fix“.
Daneben bestehen in Deutschland zwei weitere Richtungen der grünen Bewegung, Green Growth und die Ökomodernisten. Ich vertrete den ökomodernistischen Zweig, der in der deutschen Diskussion aber bisher eine marginale Rolle spielt. Wir sagen, dass die tiefe Dekarbonisierung von Industriegesellschaften nur unter Einschließung von energiedichten Technologien wie der Kernenergie zu machen ist. Wir stehen auch der Grünen Gentechnik aufgeschlossen gegenüber. Die Vertreter von Green Growth sind hingegen der Auffassung, man könne Wachstum und Modernisierung ausschließlich unter Einsatz von Erneuerbaren Energien garantieren.
Die Fridays-for-Future-Bewegung in Deutschland hat leider bislang eigentlich keine wirklich neuen Ideen formuliert. Diese größtenteils aus der Mittelschicht stammenden Schüler und Studenten sind traditionsgrün wie viele ihrer Eltern.
Sie waren nicht immer Atomkraftbefürworterin. Wie verlief Ihr AKW-Werdegang?
Ich gehöre zur Generation Tschernobyl. Die Nuklearkatastrophe war für mich ein Schock, aber auch die Initialzündung, mich mit Osteuropa zu beschäftigen. Tschernobyl fiel in eine vorbereitete Grundhaltung. Ich war 19 und wer in den 80ern in dem Alter war, war links. Und wer links war, war gegen Atom. Das wurde nicht hinterfragt. Ich habe viel Anti-AKW-Arbeit gemacht, vor Atomanlagen demonstriert. Ich war, typisch für die Zeit, auch in der Friedensbewegung aktiv, habe amerikanische Raketendepots blockiert.
Dann aber habe ich ein Jahr in der Sowjetunion studiert, in Kiew, vor den Toren von Tschernobyl. Ich hatte angenommen, die Ukraine müsste jetzt doch aus der Kernkraft aussteigen, aber das war nicht der Fall. In meiner Forschungsarbeit begann ich mich für die Atomstädte der Ukraine zu interessieren: Planstädte, die um Kernkraftwerke errichtet wurden. Bei der Erforschung der Arbeitswelten in den Atomkraftwerken, die mich zu Langzeitbeobachtungen direkt in die Betriebe führte, habe ich festgestellt, dass meine bisherigen Vorstellungen falsch waren. Das war gar nicht die hermetische, menschenfeindliche, kalte Umgebung des Atomstaatsobjekts, sondern eher ein normales Industriearbeiterleben unter besonderen Umgebungsbedingungen, mit sehr ausgefeilten Sicherheitsrepertoires. So hat sich langsam mein Koordinatensystem verschoben.
Der zweite wichtige Riss in meinen Anti-AKW-Überzeugungen war der Klimawandel. In der Abwägung zwischen den Energieträgern sind die Risiken der Kernenergie wirklich relativ klein, und der auf uns zurollende Klimawandel zwingt uns, jedes sinnvolle Instrument dagegen einzusetzen.
Rainer Moormann ist Kritiker der Atomindustrie. Sie sind überzeugte Atomkraftbefürworterin. Zusammen haben Sie ein Memorandum für die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke veröffentlicht. In einem „Making of“ des Memorandums beschreiben Sie die vorangegangene Auseinandersetzung als harten „Boxkampf“. Wie haben Sie zueinandergefunden?
Wir haben uns tatsächlich als scharfe Diskussionsantagonisten auf Twitter kennengelernt. In einem bestimmten Moment haben wir dann aber innegehalten: Es kann doch nicht sein, dass denkende Menschen sich wegen einer letztlich politisch-technischen Kontroverse gegenseitig fertigmachen. Die Verständigung hat erleichtert, dass wir beide vom Klimawandel sehr beunruhigt sind und wir beide politisch eher links der Mitte stehen.
Wir haben uns inhaltlich aufeinander zubewegt. Rainer Moormann war Experte für Kernbrennstoffe im Kernforschungszentrum Jülich und ist mir zum Beispiel im Bereich Atommüll fachlich voraus. Er wiederum hat anerkannt, dass ich mir im Verlauf meiner technikhistorischen Forschungen eine gute Expertise über Fragen der Reaktorsicherheit angeeignet habe. Auf der anderen Seite halten wir es beide für eine nicht mehr zu leugnende Tatsache, dass die deutsche Energiewende nicht gelingt, also die Klimaziele nicht erreicht.
Der Webfehler der Energiewende ist, dass man sich den Atomausstieg viel zu schnell vorgenommen hat, während deswegen der Kohleausstieg viel zu lange dauert. Der Kohleausstieg hängt an Speicherinfrastrukturen, die wir noch nicht haben. Am Ende bleibt für Deutschland nur Gas aus Russland. In dieser Frage sollten die Osteuropäer eigentlich ein Mitspracherecht haben.
Teil 2
Der Text wurde im Rahmen eines von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit kofinanzierten Projekts unter der vom Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland geförderten Projektlinie “Deutsch-Polnische Bürgerenergie fürs Klima” veröffentlicht.
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